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28,8 Prozent Steuern im Durchschnitt Für Firmen ist Deutschland ein teurer Standort

In der Bundesrepublik zahlen Firmen inzwischen rund zehn Prozentpunkte mehr Steuern als im EU-Durchschnitt. Hauptgrund dafür: verschleppte Reformen.
Volkswagen-Werk in Zwickau

Volkswagen-Werk in Zwickau

Foto: Jens Büttner/ picture alliance/ dpa

Der deutsche Staat belastet Unternehmen durchschnittlich stärker mit Steuern als die meisten anderen großen Volkswirtschaften Europas. Das berichtet  die »Welt am Sonntag« unter Berufung auf eine Auswertung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

»Deutschland hat gegenüber Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich inzwischen Hochsteuerlandcharakter für Investitionen«, sagte Christoph Spengel, der beim ZEW zu Unternehmensbesteuerung und öffentlicher Finanzwirtschaft forscht. Hauptgrund sind aus seiner Sicht veraltete Gesetze. Die letzte umfassende Unternehmenssteuerreform liege 15 Jahre zurück.

Laut dem neuen »Mannheim Tax Index« , den das ZEW regelmäßig für die EU-Kommission erstellt, betrug die effektive Steuerbelastung für Unternehmen in Deutschland 2022 im Schnitt 28,8 Prozent. Der EU-Durchschnitt lag bei 18,8 Prozent. Seit der letzten Reform 2008 war der Abstand nie größer.

Vor Deutschland rangieren in der Auswertung lediglich Japan (34,1 Prozent) und Spanien (29,0 Prozent). In Frankreich dagegen sank die durchschnittliche effektive Belastung zwischen 2019 und 2022 von 33,5 Prozent auf 26 Prozent. Auch in den Vereinigten Staaten ist der Durchschnittssatz mit 27,5 Prozent niedriger.

Die deutsche Wirtschaft fordert eine schnelle Entlastung. Schon jetzt würden Investitionsentscheidungen gegen Deutschland getroffen, sagt Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Nicht nur, aber auch aus steuerlichen Gründen. Gönner verwies auf den Inflation Reduction Act in den USA, der verschiedene Steuererleichterungen vorsieht.

Die durchschnittlichen Steuern sollten auf 25 Prozent gedrückt werden, fordert der BDI. »Damit wäre Deutschland international zumindest im Mittelfeld.« Ein erster Schritt könne die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags sein.

ssu/Reuters